Selbstorganisiertes Lernen (SOL)
Warum SOL?
Die heutige Zeit ist von einer Wissensexplosion geprägt. Alle 15 Jahre verdoppelt sich das Wissen, jährlich gibt viele km neue Bücherregale in Universitätsbibliotheken. Andererseits verringert sich die Halbwertzeit von Wissen in vielen Bereichen, so dass Menschen auch nach der besten „Aus-Bildung“ nie fertig mit dem Lernen sind. Getrieben wird diese Entwicklung von Megatrends wie Konnektivität und Globalisierung.
Dieser rasante Zuwachs an Informationen erfordert lebenslanges Lernen und Lernfähigkeit, Kreativität und Flexibilität, Resilienz gegenüber Rückschlägen und Selbstständigkeit.
Befragungen von Unternehmen zeigen, dass unter den wichtigsten Kompetenzen, die sie von Arbeitnehmer*innen erwarten, Selbstständigkeit und Lernfähigkeit zu finden sind. Befragungen von Schüler*innen, Eltern und Lehrkräften des Gymnasium Osterholz-Scharmbeck haben gezeigt, dass alle der Meinung sind, dass Selbständigkeit die wichtigste, zu erlernende Kompetenz ist.
Unser Konzept zur Etablierung von Selbstorganisiertem Lernen und Lerncoaching:
An unserer Schule gibt es eine kleine Gruppe von Lehrkräften, die sich mit den Methoden des SOL beschäftigt und versucht, diese Stück für Stück in den Unterricht zu integrieren. Die Lernenden sollen dabei zunehmend eigenverantwortlich lernen. Dabei geht es uns nicht um willkürliches Lernen nach dem Motto „Ich lerne was ich will“. Basis des Unterrichts sind die curricularen Vorgaben für die gymnasiale Oberstufe. Dieser gymnasiale Standard ist uns wichtig. Wir wollen nicht das Was, sondern das Wie verändern. Vor dem Hintergrund dieser curricularen Vorgaben arbeiten wir zunehmend mit Arbeitsplänen, transparenten Lernwegelisten und Lernjobs, sowie mit Kompetenzrastern und Reflexionsordnern. Die Lernjobs stellen Arbeitspläne und kleinere Unterrichtseinheiten dar, die die zu erwerbenden Kompetenzen transparent darstellen. Unser Anspruch ist es, die Lernjobs methodisch so aufzubereiten, dass diese Kompetenzen auf vielfältigen Wegen und über diverse Zugänge erreicht werden können. Das Arbeitsmaterial ist daher differenziert angelegt, um für die Lernenden das persönliche Gefühl der Machbarkeit zu erreichen. Neben diversen methodischen Hilfen im Arbeitsmaterial sollen die Schüler*innen kooperativ lernen. Wir wollen kein Lernen im Gleichschritt, sondern – im gewissen Zeitrahmen – die Lernenden in ihrem eigenen, individuellen Lerntempo, die Kompetenzen erarbeiten lassen. Aufgrund der curricularen Vorgaben werden zeitliche Limits für die Bearbeitung verbindlich vereinbart. Im Anschluss daran werden Lernnachweise angefertigt, die den Lernerfolg zeigen sollen. Die Lernnachweise werden präsentiert und ausführlich besprochen. Hier wollen wir den Lernenden und den Arbeitsergebnissen eine Bühne geben.
Für die konkrete Umsetzung des SOL an unserer Schule steht seit November 2020 ein neuer Raum, der FREI.raum, zur Verfügung. Hier wird bewusst vom oft eher starren Raumkonzept eines Klassenzimmers abgewichen und durch unterschiedliche Zonierungen und flexibles Mobiliar ein Arbeitsprozessmusterwechsel angebahnt. Die Schüler*innen sollen hier die Möglichkeit haben, ihren Arbeitsprozess methodisch individueller zu gestalten. Der Raum bietet sowohl Gelegenheiten zur Einzel- als auch zur Gruppen- oder Plenumsarbeit. Durch eine gläserne Tür abgetrennt grenzt direkt an den FREI.raum das Beratungszimmer der Lerncoaches, den die Fachlehrkräfte in Freiarbeitsphasen für kurze Gespräche mit einzelnen Schüler*innen nutzen kann, ohne dabei die Lerngruppe aus dem Blick zu verlieren.
In der Zukunft plant die Projektgruppe SOL und LC, den Raum mit weiterem Material für das SOL auszustatten und fächerspezifisch Unterrichtseinheiten zu gestalten, die die Gegebenheiten des FREI.raums und die Methoden des SOL konzeptionell in die Unterrichtsplanung und -durchführung einbinden.
Lerncoaching (LC)
Seit dem Schuljahr 2021/2021 gibt es an unserer Schule für alle Schüler*innen das Angebot des individuellen Lerncoachings.
Zum Konzept
Beim individuellen Lerncoaching werden die Schüler*innen durch einen Lerncoach dazu angeleitet, den eigenen Lernprozess zu reflektieren, um das eigene Lernen bewusster und effektiver zu gestalten. Im Mittelpunkt stehen dabei die persönlichen Anliegen der Schüler*innen zu Themen wie Lernmotivation, Lernschwierigkeiten, Umgang mit Stress oder schulischen Frustrationserlebnissen. Das Lerncoaching ist nicht an einzelne Fachinhalte gebunden, sondern nimmt Lernprozesse in seiner Ganzheitlichkeit in den Blick. Es ist nicht als Förderunterricht, Nachhilfe oder psycho-soziale Beratung zu verstehen.
Lerncoach und Lernende stehen sich als gleichberechtigte Gesprächspartner*innen gegenüber. Im Unterschied zu den klassischen Lehr-lern-Situationen im Unterricht gilt hier die Annahme, dass die Lernenden selbst Experten für ihr eigenes Lernen sind und daher nimmt der Coach eine ausschließlich beratende Funktion ein.
Voraussetzung für ein effektives Lerncoaching ist, dass die Lernenden freiwillig daran teilnehmen. Es ist aber möglich, dass einzelne Fachlehrer*innen auch mal eine Empfehlung an einzelne Schüler*innen aussprechen, wenn sie der Meinung sind, dass ein individuelles Lerncoaching hilfreich sein könnte.
Anmeldung und Ablauf
An unserer Schule bieten zur Zeit Herr Segelken und Frau Odermatt zu festen Terminen Lerncoachinggespräche an. Die Schüler*innen, die daran teilnehmen, werden in dieser Zeit vom Fachunterricht freigestellt, müssen aber vorab die entsprechende Fachlehrkraft über ihren Lerncoachingtermin informieren. Die Termine werden per E-Mail mit den Lerncoaches vereinbart. Je nachdem, um welches Anliegen es sich handelt, werden dann in einem ersten Gespräch Grundlagen des Lerncoachings besprochen und das Anliegen der Schülerin/des Schülers erfasst. Ein Lerncoachinggespäch ist auf ca. 30 Minuten angelegt.
Termine werden nach Vereinbarung abgemacht. Meldet euch hierfür bei Herrn Segelken (segelken.gunnar@gymnohz.de) oder Frau Odermatt (odermatt.julia@gymnohz.de) per E-Mail oder sprecht sie einfach im Unterricht oder im Lehrerzimmer an.