Abirede
von Maira Schulz, Jahrgangssprecherin
Liebe Lehrerinnen und Lehrer, Angehörige und weitere Gäste und vor allem liebe Mitschülerinnen und Mitschüler, denn euch soll diese Rede in erster Linie gewidmet sein,
ich hoffe, dass sie bisher auch einen wunderbaren Abend hatten.
An dieser Stelle möchte ich mich schonmal auch im Namen des Jahrgangs beim Orchester bedanken für die tolle musikalische Begleitung sowie bei allen Helfern; das heißt dem Hausmeister-Team für den Aufbau und Herrn Gutzeit für die Technik, dem 12. Jahrgang für die Organisation des Einlasses sowie die Getränke, unseren heutigen Moderatorinnen Celina und Meral – vielen Dank auch an euch. Zudem möchte ich gerne ein großes kollektives Dankeschön aussprechen an alle Leute, die irgendwie dazu beigetragen haben, dass diese Verleihung aber auch verschiedenste andere Aktionen trotz der besonderen Umstände stattfinden konnten – und ich hoffe, dass sich nun ganz ganz viele Leute angesprochen fühlen!
Besonders hervorzuheben ist noch unser Dank an unsere Schulleitung Frau Bunsas sowie unsere Oberstufenkoordinatorin Frau Käthner – ohne Ihr Engagement wäre wohl so einiges nicht möglich gewesen.
Das waren dann auch erstmal die Danksagungen und dann beginne ich nun mit der eigentlichen Rede.
Ich fange gleich mal mit einer kleinen Beichte an: Um ehrlich zu sein hab ich mir das ganze Jahrgangssprecherding vorher doch ein wenig anders vorgestellt. Das klingt wahrscheinlich etwas übertrieben, aber ich habe tatsächlich bereits vor Jahren angefangen meinen roten Ordner – der ein oder andere kennt ihn ja – anzulegen. Das heißt also, ich hab mir Gedanken gemacht zum Abiball samt großer Aftershow-Party; zu all den Möglichkeiten, wie man viel Geld einsammeln könnte und zur Abifahrt, mit der wir einen krönenden Abschluss für unsere schöne Schulzeit hätten. Da ich bereits Kontakt zu anderen Organisatoren hatte, wusste ich, worauf es ankam: auf alles vorbereitet zu sein und immer das Kleingedruckte zu lesen…
Naja…mit Corona, und damit den ständig wechselnden Auflagen, Zoom-Meetings und so vielen „Vielleicht“, „Möglicherweise“, „Hoffentlich“ – damit hab ich nicht gerechnet. Die ganzen Pläne, mit denen wir in den Komitees schon extra so früh angefangen hatten, waren dahin und stattdessen mussten wir dann nunmal das Beste aus der Situation machen.
Und ja, um ehrlich zu sein ist es ziemlich schade, wie viel man am Ende leider gar nicht oder wenn dann nur in angepasster Form machen konnte.
Aber wir sind heute nicht hier, um darüber nachzudenken, was hätte sein können, sondern: wir sind hier, weil wir etwas zu feiern haben. Wir sind hier, weil wir unseren Schulabschluss haben! Auf den heutigen Tag haben wir – mal mehr, mal weniger motiviert – seit 13 Jahren hingearbeitet und heute somit den ersten großen Meilenstein unseres Lebens erreicht.
Die einzige Trauer die wir empfinden sollten – und ich bitte darum, dass die Freude dennoch überwiegt – ist das melancholische Gefühl des Abschiednehmens. Auf der einen Seite beginnt für uns nun ein neuer Lebensabschnitt. Auf der anderen Seite bedeutet das auch das Ende unseres alltäglichen Lebens, wie wir es kennen. Abschied nehmen von dieser Schule, den Lehrern, dem bekannten Unterrichts- und Tagesablauf und vor allem von unseren Freunden.
Schaut euch mal um. Das sind die Menschen, die uns und unser Leben neben unserer Familie in den vergangenen Jahren am meisten geprägt haben. Und ob uns das bewusst ist oder nicht, das hier sind die Menschen deren Einfluss uns unser gesamtes Leben lang begleiten wird. Denn mit ihnen an unserer Seite und in unserem Umfeld sind wir sozusagen “evolviert” von vorpubertären Kindern zu Teenagern bis hin zu dieser Zwischenstufe, in der man nicht mehr als solcher, jedoch auch noch sicher nicht als erwachsen angesehen wird.
Wir haben zusammen gelernt, gelitten, gelacht. Haben zusammen gelebt.
Auf die Gefahr hin nun mega kitschig zu klingen: es ist mir eine Freude euch alle kennengelernt haben zu dürfen. Neben dem alltäglichen Schulwahnsinn sind es eben doch die kleinen Dinge – von Unterhaltungen über den Unterricht, die Mitmenschen, Filme und Serien, bis hin selbst zu einer kurzen aber freundlichen Begrüßung auf dem Schulflur – das sind die Momente, die den ganzen Stress doch irgendwie ertragbar machen. Das sind Momente, für die ich sehr dankbar bin.
In den letzten Schulwochen kam dann immer mehr das Thema auf, vor dem sich wohl kein angehender Abiturient retten kann: die Zukunftspläne. „Und was hast du nach der Schule vor?“ Die Antworten gehen hierbei natürlich weit auseinander. Während manche schon genau wissen, wohin sie ihre Reise führen soll, sind andere eben noch unsicher und wissen es noch nicht. Und das möchte ich an dieser Stelle für alle Schüler, aber auch für mögliche besorgte Eltern betonen: das ist in Ordnung. Das ist sogar gut so. Mein Gott, wir sind jetzt gerade mal aus der Schule raus, es wird schon jeder seinen Weg finden. Es gibt nahezu unendlich viele Möglichkeiten für uns. Die Welt steht uns quasi offen. Natürlich wird nicht alles immer sofort funktionieren und nach Plan geht’s meistens sowieso nicht.
Aber sind wir doch mal ehrlich: wär das nicht furchtbar langweilig, wenn wir jetzt schon genau wüssten, wie unser gesamtes nachfolgendes Leben aussehen wird?
Da wir uns ja alle auch – zugegeben gezwungenermaßen – mit dem Geniegedanken des Sturm und Drang beschäftigt haben, dachte ich, wäre es nur angebracht an dieser Stelle abschließend die Verbindung zwischen Goethes und unserem Genius herzustellen. Und nein, keine Angst, ich werde jetzt nicht anfangen Goethe zu rezitieren..zumindest vorerst nicht. Aber ich werde den Zusammenhang ziehen zwischen 52 Jugendlichen und dem Genie, das sich seine Regeln und Gesetze selbst schafft. Dem Genie, das seine Erlebnisse und Empfindungen im Jugendalter als Basis zu einer Reihe von vielen lebhaften, eigenen Gedanken nutzt. Und demzufolge behaupte ich auch, dass jeder einzelne von uns – egal ob uns das bewusst ist oder nicht – diesem Gedanken – dem Geniegedanken – entspricht.
Denn um es mit Goethes eigenen Worten zu sagen: “Ich glaube, daß alles, was das Genie als Genie tut, unbewußt geschehe.” Oder nochmal anders ausgedrückt…In jeder Flasche steckt ein Genie. Dankeschön.